3. Den Geist des Anfängers bewahren

Die ganze Fülle des Lebens liegt in der Erfahrung des gegenwärtigen Augenblicks, im Jetzt. Aber viel zu oft stehen wir dieser Erfahrung selbst im Weg. Wir sehen nichts so, wie es wirklich ist, weil wir den Dingen unsere vorgefassten Meinungen und Denkmuster überstülpen. Wir gehen davon aus, dass unsere alltägliche Sicht die einzig richtige ist, und verlieren darüber den Sinn für das Außergewöhnliche im Alltäglichen. Um den Reichtum des Augenblicks sehen zu können, müssen wir den »Geist des Anfängers« entwickeln, der bereit ist, alles so zu betrachten, als wäre es das erste Mal. Für die formale Meditationspraxis, wie wir sie in den nächsten Kapiteln vorstellen werden, ist der Geist des Anfängers besonders wichtig. Ob Body-Scan, Sitzmeditation oder Yoga, stets können wir uns dafür entscheiden, an die Übung mit dem Geist des Anfängers heranzugehen, damit wir frei von Erwartungen sind, die in vergangenen Erfahrungen wurzeln. Der offene Geist des Anfängers macht uns für neue und andere Erfahrungen bereit. Er verhindert, dass wir in den Gleisen eines Tatsachenwissens gefangen bleiben, das uns vorgaukelt, mehr zu verstehen, als dies in Wirklichkeit der Fall ist. Kein Augenblick gleicht dem anderen, jeder ist einzigartig und birgt einzigartige Möglichkeiten.

aus: Gesund durch Meditation, Jon Krabat-Zinn