2. Geduld

Geduld ist eine Form von Weisheit, eine Art inneren Wissens. Sie bringt zum Ausdruck, dass wir verstehen und akzeptieren, wenn Dinge ihre eigene Zeit brauchen, um sich zu entfalten. Auch mit unserem Geist und unserem Körper üben wir, Geduld zu haben, wenn wir die Praxis der Achtsamkeit aufnehmen. Wir rufen uns bewusst in Erinnerung, dass kein Grund zur Ungeduld besteht, wenn unser Verstand nicht aufhört zu urteilen oder wir angespannt, unruhig oder mit Sorgen belastet sind oder wenn wir trotz beharrlichen Übens keine positiven Veränderungen sehen können. Wir geben diesen Erfahrungen in uns Raum, um ihrer innezuwerden. Warum? Weil sie ohnehin da sind! In dem Augenblick, in dem sich solche Gedanken oder Gefühle einstellen, sind sie Teil unserer Realität, Teil des Lebens, das sich in diesem Augenblick in dieser Form entfaltet. Warum den einen Moment seines Lebens mit Ungeduld hinter sich bringen, um zu einem anderen zu gelangen, der »besser« scheint? Jeder Moment, zu seiner Zeit, ist nicht weniger als Ihr Leben. Geduld zu haben bedeutet, für jeden Augenblick empfänglich zu sein und ihn in seiner Fülle anzunehmen, zu wissen, dass sich alles entfaltet, wenn der richtige Moment gekommen ist.

aus: Gesund durch Meditation, Jon Krabat-Zinn